Dienstag, 5. April 2011

Living like Cinderella

Im Endeffekt, wollen wir alle doch nur das eine....

Living like Cinderella

»Willkommen zu unserer heutigen Tagesshow! Wir wollen uns mit dem Thema Liebe beschäftigen«, sprach Nicole in die Kamera und setzte dabei ihr strahlenstes Lächeln auf, um ihr – gelinde formuliert – großes Desinteresse an diesem Thema zu verbergen.
Wie oft hatten sie dieses Thema schon ansprechen wollen und immer wieder hatte sie sich dagegen geweigert?! Wen interessierte so etwas schon in einer Tagesschau? Aber diese TagesSHOW war leider Bernies ganzer Stolz. Bernie war Nicoles Boss, der diese Show – genannt Bernie´s Talkshow (sehr einfallsreich) – vor über 30 Jahren aufgebaut hatte.
Damals war die Show auch noch sehr erfolgreich gewesen, doch heute konnte sie sich kaum noch gegen das monströse Aufgebot an Pseudo-Dokus durchsetzen, sodass sie sich nun hier in dieser Talkrunde wiederfand, um über  die Liebe zu diskutieren. Fabelhaft!
»Liebe ist eine sehr interessante Sache. Haben sie ein bestimmtes Thema, welches Sie gerne ansprechen möchten? Eine Geschichte für unsere Zuschauer? Oder eventuell eine Frage? Dann rufen sie jetzt an...«, mit gespielter Freude ratterte sie die Telefonnummer runter.
»Ähm.. ja, hallo? Hier ist Evelyn Müller-Brückenberger und ich wollte nur sagen, dass das alles Blödsinn ist, da muss sich keiner irgendwelche Illusionen machen. Hörst du das Jürgen, hörst du?! Ich brauche dich nicht und deine Socken kannst du demnächst selber waschen!!!«
»Schätze hier handelt es sich um eine Ehe-Krise«, beurteilte Nicole den Anruf und nahm den nächsten entgegen.
»Hallo, hier spricht Maria, ich schaute mir ihre Show immer an und da tat sich bei mir die Frage auf, wie sie zu der Liebe stehen!«
Nicole schluckte.
»Ich? Warum denn ich? Ich bin doch nur die Moderatorin. Maria, glauben sie mir, mein Liebesleben ist uninteressant...«
»Genau dasselbe denke ich nämlich auch. Aber dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund, denn Sie sind doch eine intelligente, hübsche Frau. Mein Sohn Julian würde ganz ausgezeichnet zu Ihnen passen...«. rief Maria begeistert ins Telefon.
Diese Frau verschlug Nicole die Sprache. Jetzt war sie doch tatsächlich Opfer eines Kupplungsversuches geworden.
Lächelnd bedankte sie sich für den Anruf und verabschiedete sich von ihren Zuschauern.

»Ich bin weg, bis morgen«, warf sie ihrem Chef noch zu und atmete erleichtert auf, als sie an die Luft kam.
»Hey, warte doch mal!« Bernie kam ihr hinterer.
»Was gibt’s?« Nicole blieb stehen und drehte sich zu Bernie um.
»Was machst du morgen Abend?«
»Äh, da habe ich meinen freien Samstag«, antwortete Nicole verwirrt.
»Ich weiß«, sagte Bernie »ich möchte, dass du mich auf eine Benefizgala begleitest.«
»Eine Benefizgala? Wieso denn ich? Und wo ist die überhaupt?«, sie fühlte sich überrumpelt...
»Na ja, irgend so ne Charity-Nummer in Berlin, eine kleine Ablenkung. Du wirkst mir in letzter Zeit nämlich ein bisschen ausgebrannt, Kleines.«, zwinkerte er und war nicht sehr erfolgreich damit, die Hintergedanken in seiner Mimik zu verbergen.
»Nun ja, ein wenig Entspannung könnte ich wirklich gebrauchen«, gestand Nicole »wann geht es los?«
»Wir treffen und morgen um 8 Uhr am Hamburger HBF und fahren zusammen nach Berlin.«, erläuterte Bernie.
»Hast du keinen Privatjet=« Nicole war genervt. Jetzt sollte sie auch noch mit dem Zug fahren.
»Hast du dir mal die Quoten von letzten Monat angesehen? Da ist kein Privatjet drin.«, stemmte er die Hände in die Seiten.
»Okay«, Nicole nahm ihre Tasche auf und verschwand in Richtung Ausgang. Zum Glück konnte sie vom Sender nach Hause laufen.
Zu Hause packte sie ihre Tasche – dazu ein wunderschönes, rotes Cocktailkleid – und legte sich schlafen.

Am nächsten Morgen dachte sie zum Glück noch daran ihre Reizwäsche einzupacken.
Nach einem schrecklich schmeckenden „gute Laune“ – Drink machte sie sich auf zum Hauptbahnhof, wo ihr Chef schon wartete.
Sah er schon immer so geil aus? Fragte sie sich.
Ihr Gewissen meldete sich zu Wort: »Reiß dich gefälligst am Riemen, Nicky. Er ist dein Boss und nebenbei bemerkt rund 40 Jahre älter als du! Du musst ja sehr notgeil sein!«
»Morgen Boss.«
»Morgen«, brummte er und kratzte sich am Bauch. Doch nicht sexy!

Die Fahrt verlief ruhig und Ereignislos. Im Hotel – dort fand am Abend die Gala statt – angekommen gingen Bernie und Nicole auf ihre – getrennten! – Zimmer, um sich auszuruhen und später für den Abend herzurichten.
Plötzlich öffnete sich ihre Zimmertür. Hatte ich nicht abgeschlossen, überlegte sie.
»Na fertig?«, ihr Chef stand dort an der Tür gelehnt. »siehst geil aus Mäuschen.«
Sie war verwirrt. »Wir können die Gala auch sausen lassen.« Er setzte sich aufs Bett und sah Nicole erwartungsvoll an.
»Was soll das, Bernie? Du benimmst doch seit kurzem echt merkwürdig!«, sie trat einen Schritt zurück.
»Du bist doch Single, also lass uns ein bisschen Spaß haben.«, grinste er.
»Danke, aber ich verzichte!« Nicole packte ihre passende Tasche, zu dem roten Kleid, zwängte sich an Bernie vorbei, huschte aus der Tür und prallte prompt mit einem jungen, knackigen Mann zusammen.
»Tschuldige«, sagte sie hastig und verschwand. Sie hatte genug vom anderen Geschlecht. Waren hier keine heißen Mädels?
»Ist das vielleicht deiner?«, hörte sie hinter sich im Fahrstuhl eine Stimme. Ein Hotelangestellter deutete auf ihren Schuh, den sie bei all dem Chaos wohl verloren hatte. Nicole blieb stehen, drehte sich um und sah einem Mann in die blauen Augen, während er ihren Schuh in der Hand hielt und lächelte.
»Jac«, hauchte sie »das ist meiner. Ich heiße Nicole.«, fügte sie hinzu und trat ihm entgegen.
»Ich bin Julian.«, sagte er grinsend, ging vor ihr in die Knie und half Nicole in den Schuh hinein.
 

Ende

© 2011 - Becky, Caro, Kadda

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